
Mehrere Leseproben aus dem gleichnamigen Kurzgeschichtenband (in Arbeit):
Kurzgeschichten-pitches (Auswahl):
– 2030: Verzweifelt findet sich ein junger Mann in seiner Garage eingesperrt wieder, weil das System in seinem Kopf, mit dem er sonst solche Vorgänge in seiner Wohnung steuert, nicht mehr funktioniert.
– 2028: Eine erwachsene Tochter kommuniziert mit ihrer bereits verstorbenen Mutter mit Hilfe eines Sprachbots, der mit Audioaufnahmen zu Lebzeiten vorprogrammiert wurde und fragt sich, ob sie ihre Mutter erneut zu Grabe trägt, wenn sie den Roboter ausstellt.
– 2025: Ein Physiker kommt dem perfiden Spiel einer extra-terrestrischen, hoch entwickelten Spezies auf die Schliche, für die wir Menschen auf der Erde nur eine Simulation sind und wird dafür paradoxerweise von seinen eigenen Mitmenschen durch medialen und kollegialen Shitstorm in den Suizid getrieben.
– 2033: Ein reicher Unternehme schenkt seiner depressiven, von ihm allein gelassenen Frau einen Roboter, um ihre Einsamkeit erträglicher zu machen. Sie verstrickt sich mehr und mehr in eine emotionale Bindung zu dem Roboter, die in einer dramatischen Kurzschlußreaktion endet.
2023 Außerirdische beobachten uns und stehen vor der Entscheidung, entweder einzugreifen oder lediglich zu beobachten, wie sich die Menschheit mit dem kriegerischen Beschuss von Atomkraftwerken fast vollständig selbst auszurotten wird.
– 2035: Völlig überfordert von der “Gegenwartsschrumpfung” (H. Lübbe) versucht ein kurz vor der Pensionierung stehender Gymnasiallehrer exakt so weiter zu unterrichten, wie er es schon in den 80er Jahren getan hat und dieses Aufeinanderprallen der Welten führt zu absurden Situationen.
Auf dem Büchermarkt gibt es inzwischen einen wahren Boom von Sachbüchern und Romanen über die Auswirkungen der technischen Entwicklungen von K.I., Bodyhacking, biohybride Robotik also auch die von Umweltzerstörung auf das zukünftige menschliche Leben. Es wird bereits von einem eigenen Genre gesprochen, denn es übersteigt inzwischen die science-fiction Literatur im herkömmlichen Sinne dadurch, dass hier auch gesellschaftspolitische und philosophische Fragestellungen aufgeworfen werden, wie u.a. die von K.I. handelnden Romane der Literaturpreisträgerinnen M. Clavadetscher und R. Edelbauer, von K. Ishiguro, sowie auch die gesellschaftskritischen Zukunftsromane von H. Wagenschütz und J. Zeh zeigen.
Mein Anliegen ist es, ein ganzes Kaleidoskop von Momentaufnahmen eines möglichen Zukunftsalltags von völlig normalen Menschen in Kurzgeschichten und Novellen aufzuzeigen. Dabei lege ich mit leichtem Sarkasmus und einer Prise Humor verfeinert den Finger in die spezielle Wunde, die mit eben mit dieser thematisierten Zukunftsvariante einher ginge: Was würde eben dieses Szenario für uns Menschen bedeuten? Für unsere Gefühlswelt, für unseren Lebenssinn, für unsere Gesellschaften, für unser tägliches familiäres Zusammenleben, für unser Bedürfnis nach Frieden und nach Sicherheit? Aber auch für unserer politisches System? Vielen Menschen macht genau diese Vielfalt an Hypothesen, wie es in 10, 20 oder 100 Jahren um uns oder unsere Erde bestellt sein kann, Angst. Andere dagegen lassen sich von Begeisterung mitreißen angesichts der ganzen technischen Perspektiven. Wiederum andere sehen den Untergang der Menschheit voraus.
Im Folgenden finden sich ein paar Leseproben von den Erzählungen:

Die Sehnsucht von Cyborgs nach Verschmelzung (30 Normseiten)
(2030, in einer deutschen Kleinstadt)
“Hannah, bitte komm’ ganz schnell nach Hause!” Es klingt mehr nach einem erbärmlichen Hilferuf denn nach einem Befehl. Hannah stutzt und stellt den Ton lauter, während sie die leere Einkaufsstraße mit den vielen geschlossenen Geschäften entlangläuft, das Mobiltelefon in der rechten Hand, in der linken die Trainingstasche und im Ohr die Bluetooth-Kopfhörer.
“Eigentlich wollte ich erst in zwei Stunde zurückkommen, will noch ins Gym- wieso? Is’ irgendwas? Ist was passiert””, fragt sie beunruhigt.
Leon druckst herum. “Naja, also, ich bin ja gerade nach Hause gekommen. Hab’ das Auto in die Garage gestellt. Das Garagentor geschlossen…”.
“Ja? Und?” Hannah bleibt einen Moment stehen, blickt auf ein von innen mit Papier verhängtes Schaufenster einer ehemaligen Drogerie, als könne sie darauf das Gesicht ihres Mannes projizieren. Leon hat seltsamerweise nicht mit einem Videocall angerufen, wie er das sonst immer macht. Sie steht in der einsamen Einkaufsstraße und alles kommt ihr plötzlich spukhaft vor, wie sie dort steht, mit der Stimme ihres kläglich klingenden Mannes im Ohr, – den sie sonst immer auch auf dem Handydisplay sieht -, zwischen all’ den geschlossenen Gebäuden mit verhängten Schaufenstern, alles menschenleer. Ohne Leben. Es gibt nicht mal mehr Spatzen und Tauben hier, ohne Passanten, die Pommes und Farlafelkrümel fallen lassen. Ein Geschäft nach dem anderen hatte zugemacht, erst schossen an dessen Stelle noch Imbisse, Nagelstudios und kleine chinesische Geldwäschergeschäfte aus dem Boden, aber auch die haben nach und nach wieder zugemacht. Einzig einige schmierig aussehenden Döner-Buden, dubiose Shishabars und nach billigem Fett riechenden Asiafoods halten sich und sie sind der einzige Grund, warum Menschen überhaupt noch in die Innenstadt kommen. Die qualitativ besseren Schnellimbisse, die guten Döner- und Kebabläden eingeschlossen, findet man schon lange nicht mehr hier. Die Internetdatenrecherchen haben genau errechnet, wo sie heutzutage platziert sein müssen: Zum Beispiel an den Straßen zwischen den Bürokomplexen und den Wohngegenden, an denen jeder zwangsläufig abends nach Hause vorbeifährt, wenn er nicht gerade im Home-office arbeitet. Wer sich hier in der verlassenen ehemaligen Einkaufsmeile der Kleinstadt vereinzelt noch tummelt, arbeitet nicht. Und schon gar nicht in Büros. Es gibt hier nicht einmal mehr Bettler – wer sollte ihnen hier auch etwas geben?
Leon fährt hörbar verunsichert fort: “Und da wollte ich wie immer von der Garage aus durch die Tür ins Haus…”. Dann Pause am anderen Ende der Leitung. Hannah wartet innerlich stocksteif, dass Leon fortfahren möge. Alles ist gespenstisch still um sie. Sie hält die Luft an.
“Hannah, verdammt, ich komme nicht mehr aus der Garage raus!”, entfährt es ihm dann heftig, fast mit trotzigem Unterton und lässt damit die Katze aus dem Sack.
Hannah atmet wieder tief ein, erleichtert, fast so etwas wie aufkeimende Schadenfreude ermächtigt sich ihrer.
“Nee, das ist nicht dein Ernst?” Hannah schüttelt leicht-boshaft grinsend den Kopf, was jedoch niemand sieht, weder Leon am anderen Ende des Telefongerätes noch sonst jemand in dieser leergefegten Straße.
“Doch! Die Tür zur Wohnung öffnet sich nicht!” Leons Stimme überschlägt sich nun. “Auch das Garagentor nicht mehr. In das Auto komme ich auch nicht mehr rein. Alles ist blockiert. Alles. Ich bin eingesperrt!” Er klingt wie ein kleiner Junge, der vor Verzweiflung gleich heult. “Irgendwas ist mit dem Sensor nicht in Ordnung!”, schiebt er kleinlaut hinterher.
Hannahs Mitgefühl sinkt auf einen Tiefpunkt, in dem Maße, in dem ihre Genugtuung steigt.
“Du meinst das Scheißding, das du dir zwischen Kopfhaut und dem Neocortex hast einpflanzen lassen? Das so superverläßliche Teil, was dich Dinge mit den Gedanken steuern lassen kann? Das schummriges Licht im Wohnzimmer anmacht, romantische Musik auf Spotify sucht und abspielt, den Thermomix bedient, deiner Frau die Tür aufhält, dann für dich die passenden Liebeserklärungen mit Hilfe von LaMDA sucht, die du deiner Frau ins Ohr flüstern kannst – ein Sprachlogarithmus findet immer die richtigen Worte -, und am Ende noch den Aufräumroboter bedient, der die neben dem Ehebett verstreuten Kleidungsstücke einsammelt? Meinst du DEN Sensor?” Hannahs Tonfall ist zänkisch. (…)
(Ende dieser Leseprobe)
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Der Rat der 8 Planeten (10 Normseiten)
„Wir sehen sie überall. Wir beobachten eine beträchtliche Anzahl von UFOs, deren Natur nicht klar ist“. So steht es im ersten Absatz des Berichts von drei Astronomen des Astronomischen Hauptobservatoriums der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, – ein von der NASA beauftragtes Research Team-, der am 16. September 2022 veröffentlicht haben.
Man habe Flüge von einzelnen „Cosmics“ sowie von Gruppen und ganzen Schwadronen der Objekte entdeckt, heißt es in dem Bericht weiter.
Bei der ersten Kategorie „Cosmics“ (COS) handele es sich um leuchtende Objekte, heller als der Hintergrund des Himmels, während „Phantoms“ (PHA) dunkle Objekte mit einem farblichen Kontrast bis etwa 50 Prozent seien. Die „Phantoms“ habe man in der Troposphäre, in einer Höhe von etwa zehn bis 12 Kilometern entdeckt. Man schätze ihre Größe auf drei bis 12 Meter und ihre Geschwindigkeit auf bis zu 15 Kilometer pro Sekunde (54.000 km/h), so die Forscher weiter.
Auch Jetpiloten der Navy haben immer wieder Flugobjekte beobachtet. 2017 wurde ein Video mit dem Gespräch zweier Piloten veröffentlicht, das unter dem Schlagwort ““Look at that thing!“ um die Welt ging. Die Objekte vollführen Flugmanöver und Richtungswechsel, die sich mit menschlichem Wissensstand eigentlich nicht erklären ließen. 140 solcher Sichtungen könne sich das Pentagon bis heute nicht erklären. Hauptsorge der USA sei natürlich, dass eine verfeindete Großmacht, China oder Russland etwa, ein technologischer Durchbruch gelungen sein könnte, der sie dazu befähigt, solche Flugobjekte entwickelt zu haben, so Senator Marco Rubio 2021 im US-Kongress.
“Oh Mann, die Widersprüchlichkeit in ihrer Intelligenz ist schon frappierend”, raunt 010010/¥πΩ verwundert, der in einem der “Phantome” über der Ukraine befindet, und die Nachricht wird immanent zu 10011010/£µ∩ übertragen, der auf größerer Höhe einen “Cosmics” steuert. 1
“Ja, man hätte meinen sollen, dass schon, in ihrer Zeitrechnung 1952 die vier unserer Flugobjekte über Massachusetts von der Küstenwache fotografiert wurden, ihnen endgültig hätte klar sein müssen, dass sie nicht allein in den Universen sind. Dann die voranschreitenden Entdeckung der Größe des Kosmos und der Existenz weiterer Universen neben dem ihren hätte es ihnen so logisch erscheinen lassen müssen, dass sie gar nicht mehr dran hätten zweifeln können. Und dann hatten sie ja sogar in ihrem Erdenjahr 2019 unseren Weltraumschrott von der uralten Sonnensegel-Modell, das sie dann Oumuamua tauften, aus dem Nachbarplaneten an der Sonne vorbeifliegen sehen und immer noch steif und fest behauptet, das sei ein natürliches Objekt gewesen, auch wenn es sich eigentlich gar nicht glaubhaft begründen ließ.
Aber während sie einerseits an die bescheuertsten Verschwörungstheorien glauben oder wörtlich nehmen, was in ihren religiösen Büchern steht, so weigern sie sich andererseits vehement, zu akzeptieren, dass es noch woanders Wesen geben könnte, und zwar welche, die ihnen wahrscheinlich überlegen sein könnten. Und wenn sie dran glauben, dann glauben sie dennoch nicht, dass wir ihnen auf der Erde Besuche abstatten könnten, trotz ihrer hundertfachen Beobachtungen. Irgendwas ist da schiefgelaufen in dem Experiment”, antwortet 10011010/£µ∩ .
“Da ist so einiges schiefgelaufen, nicht nur das!” , antwortet 010010/¥πΩ, alias Helga 2 und fügt dann hinzu: “Obwohl, was heißt ‘schiefgelaufen, auch das gehört zum Experiment.”
Fußnoten:
1: Zur einzig möglichen Verständlichkeit dieses Textes wird die über binäre Codes als elektrische Impulse übertragene Kommunikation soweit es annäherungsweise möglich ist in menschliche Sprache übersetzt.
2. Der Einfachheit halber, damit das menschlichen Gehirn es besser behalten kann, werden die eigentlich geschlechtslosen 10011010/£µ∩ mit Karl und 010010110/¥πΩ mit Helga betitelt, je ein männlicher, ein weiblicher und später wird ein/e 00110111010/∏∂∫ als “divers” mit Sasha bezeichnete/r Protagonist:in hinzukommen, die/der/das das Personalpronomen “es” bekommt, um hier gender- und queerkorrekt vorzugehen. Einigen Menschen ist das so wichtig, dass sie dafür auf die Straße gehen, während sie die Gefährdung ihrer Staatsform, die ihnen die in ihrer Geschichte bisher größten Freiheiten gab, nicht vom Sofa herunterlockt.
(Ende dieser Leseprobe)