Monat: Oktober 2022

Fediverse – ein besseres Social Media Universum?

Geschwister-Chat um halb sechs Sonntagmorgen

Offenbar leiden sowohl mein Bruder als auch ich an seniler Bettflucht, jeweils bei sich zuhause wach im Bett mit einem digitalen Endgerät, und das um fünf Uhr morgens am Sonntag. Mein Bruder in seinen Laken umgeben von Hunden und seiner Ehefrau, ich von Büchern – für meinen Hund ist das Bett glücklicherweise zu hoch, er würde hier auch nur weiteres Chaos anrichten… meins reicht mir völlig.

Mein Schreibplatz am Sonntag, fünf Uhr in der Früh

Der ältere meiner Brüder der hat eine Instanz für Fediverse eingerichtet und die Nachricht über Signal gestern Abend an alle Familienmitglieder verschickt.

Was zum Teufel ist Fediverse? Ich bemühe erstmal wikipedia:

„Fediverse (ein Kofferwort aus „federation“ und „universe“) oder Fediversum bezeichnet ein Netzwerk föderierter, voneinander unabhängiger sozialer Netzwerke, Mikroblogging-Dienste und Webseiten für Online-Publikation oder Daten-Hosting. Das Konzept kam 2008 mit GNU Social auf und verbreitete sich 2016 vermehrt mit Mastodon und dem 2018 vom World Wide Web Consortium (W3C) definierten Kommunikationsprotokoll ActivityPub.

Die Idee des „Fediverse“ ist, dass es möglich sein soll, ein Benutzerkonto auf einer beliebigen Plattform im Fediverse anzulegen und sich darüber mit Nutzern auf allen anderen Plattformen austauschen zu können, ohne dort ein weiteres Konto anlegen zu müssen. Ermöglicht wird das dadurch, dass die einzelnen Plattformen mittels bestimmter Kommunikationsprotokolle miteinander verbunden sind und so die föderierte Identität und Inhalte jeweils auf andere verbundene Plattformen und Instanzen verteilt werden. Diese Praxis steht im Gegensatz zu geschlossenen sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook, bei denen Benutzer ein eigenes Benutzerkonto in jedem der Netzwerke benötigen, wenn sie mit anderen Nutzern des jeweiligen Netzwerks interagieren möchten.“

Bringt mich jetzt erstmal nur bedingt weiter. Aber mein Bruderherz hat auch einen Link zu einem ausführlichen Blogeintrag eines IT-Spezialisten beigefügt: Kuketz-IT-Security, den ich mir dann tatsächlich in Herrgottsfrühe am Sonntagmorgen reinziehe. Es bleibt eine Unmenge weiterer Fragen offen und ein lebhafter Chat unter Geschwistern beginnt, in dessen Folge ich Administrator der von meinem Bruder eingerichteten neuen Fediversum-Instanz werde. Wir versuchen gemeinsam die Funktionen zu verstehen – mein Bruder hat noch nie auf Social Media Plattformen wie Instagramm, Twitter oder facebook gepostet und muss sich selbst erst zurechtfinden. Als selbsterklärend erweist sich die Plattform Mastodon, ähnlich Twitter, auf der wir uns als erstes erproben, nicht. Es geht schon los mit einem ganz neuen Vokabular: „Instanzen“ sind die eigenen Server, die jeder einrichten kann, wenn er denn das technische know-how hat. „Toot“ sind Nachrichten. „Tröten“ ist der Parallelbegriff für „twittern“ und so heißt der Button für Absenden auch „tröt“ (englisch eben toot). Der öffentliche Bereich ist die „Föderation“ oder auf Englisch „federation“. Man verlinkt bzw. vernetzt sich nicht, man federiert… da schwirrt einem gleich in der ersten Stunde der Kopf, erst recht am frühen Morgen.

Fediverse ist zwar offenbar als löbliche Kampf gegen die GAFAs[1] und den Handel mit Daten und der Einflussnahme rein unter Gesichtspunkten höchster finanzieller Einnahmen zu verstehen, aber wer von den Millionen Usern der GAFAs wird sich mit diesem komplexen Netzwerk-system auseinandersetzen? Meine Tochter, leidenschaftliche Nutzerin von Insta und snapchat sicher nicht – nicht mal mein Sohn, der die GAFAs als Gefahr für die modernen Medienlandschaft erkannt hat. Gerade bei den Jugendlichen wird es schwer an den Mann zu bringen sein.

Unterstützt wird das ganze „Projekt“ in jedem Fall von den Datenschützern, den Ministerien und der EU. Ebenso scheinen sich inzwischen einige Journalisten dort zu tummeln, die es nutzen, dass ihre Beiträge nicht von Algorithmen gefiltert werden, sondern einfach zeitlich nacheinander erscheinen (auf Fediverse demnach auch „Zeitschiene“ genannt).

Und immerhin hat sich ja zumindest Signal und Telegram auch gegen Whatsapp ein wenig durchgesetzt. Nun sind Signal und Telegram natürlich auch wieder nicht europäisch, sondern amerikanisch bzw. russisch (was für eine brisante Kombi, beides parallel zu nutzen). Offenbar schaffen wir es einfach nicht, selbst was Funktionierendes und Akzeptiertes auf die Beine zu stellen. Der Versuch mit dem schweizerischen Threema hat sich offenbar als eben zu kompliziert und mit dann wieder zu vielen Sicherheitstüren als wenig benutzerfreundlich erwiesen und ist irgendwie in der Versenkung verschwunden. Aber dennoch sind die Messanger-Dienste wenigstens nicht Teil der GAFAs und gehen anders mit unseren Daten um.

Ich denke, jeder Ansatz, den GAFAs ein wenig Einhalt zu gebieten, sollte wahrgenommen werden. Vielleicht versickert auch Fediversi wieder in der Versenkung, nachdem der Kauf von Twitter durch Elon Musk dem seit 2008 erfundenen und 2018 neu vom W3C definierten Kommunikationsprotokoll, was die Plattformen untereinander besser kompatibel machen soll, dem Ganzen vielleicht einen neuen Aufschwung gegeben hat. Und bei den vielen Angeboten und Möglichkeiten hat es ja vielleicht doch eine Chance, sich durchzusetzen.

Einen Versuch ist es allemal wert.

Eine kurze Zusammenfassung zu einer der Plattformen, Mastodon, die Twitter-Konkurrenz -> Tröten statt Zwitschern: Mastodon – das bessere Twitter?, vom 28.10.22.

Wer nicht lesen will, muss hören: Hier ein Podcast, der wirklich sehr gut und umfassend über Fediverse berichtet.

Alles über das Fediverse #komprimiert, vom 7. Mai 2022 https://besser.demkontinuum.de/

Auf der Seite, unter der Audio findet ihr ganz viele Links und Hinweise dazu: Listen von seriösen Instanzen, wo ihr euch eine Adresse einrichten könnt, Listen von den einzelnen angebotenen Plattformen und vieles mehr.

Jedem, der mit Fediverse anfangen möchte, empfehle ich diesen Podcast zur Einführung wärmstens!!

Einen Vergleich von den beiden Podcastern fand ich sehr hilfreich, um das System mit der Adresse zu kapieren: Die Adresse ist wie eine Telefonnummer. Ich bin bei einem Anbieter, aber mit meiner Telefonnummer kann ich jeden anderen anrufen, auch wenn der bei einem anderen Anbieter ist. Anbieter ist in dem Fall die Plattform, nicht die Instanz/der Server.

Und wer dann soweit ist, findet mich dann im Federations-Universum unter jannae(at)sozialer.irrpfad.de 😊.

PS: Meinen Instagram-Account gibt es aber weiterhin unter jannaenadius. Noch.


[1] . GAFAs : Inzwischen sicher jedem ein Begriff. Das Wort GAFA ist die Abkürzung für Google, Apple, Facebook und Amazon und wurde von der Europäischen Union eingeführt und gilt als Mahnung vor der Macht, die diese großen Unternehmen haben. Dabei geht es vor allen Dingen um den finanziellen Einfluss.

Autoren-Homepage & Blog

(Direkt zum aktuellsten Blog-post vom 22.12.22: -> Die Generation der Generationen YZ)

Nomen est omen (Leseprobe)

Es roch nach verbranntem Toast. Lena drehte sich verwirrt um. War sie so übermüdet, dass sie sich nicht mehr erinnerte, dass sie eine Scheibe Brot in den Toaster gesteckt hat, nachdem sie in die Küche geschlurft gekommen war? Sie ging zum Toaster. Der war leer. Sie öffnete den Brotkasten. Auch da gähnende Leere. Sie schüttelte unwillig den Kopf und begann theatralisch schnüffelnd durch die Küche zu laufen wie ein Hund, der auf der Spur eines geflüchteten Kaninchens war. Ihre Nase brachte sie zum geöffneten Fenster. Sie schaute die vier Etagen am Hochhaus herunter. Der Geruch kam von draußen, aus einem der unteren Stockwerke. Sehen konnte sie nichts, auch keinen Rauch. Nur dieser starke Geruch einer inzwischen garantiert komplett verkohlten Brotscheibe zog ihr in die Nase.
“Fuck! Erst keinen Kaffee mehr da und jetzt noch verbranntes Toast! Scheiß-Morgen!”, hörte sie eine extrem verärgerte Stimme. Lena grinste. Aha, das war der Nachbar aus dem zweiten Stock. Sie schnappte sich die Dose mit ihrem Kaffeepulver, flitzte durch den Flur, blieb kurz am Spiegel stehen, prüfte die Ringe unter ihren Augen, gegen die sie jetzt leider so schnell nichts machen konnte und sauste auf Socken und im schlabbrigen T-Shirt die Treppe runter. Als sie vor seiner Tür stand, hielt sie einen Moment inne, während ihr Finger bereits wenige Zentimeter über dem Klingelknopf schwebte, unter dem auf einem sich fast ablösenden provisorischen Klebezettel: “Jakob Mehlwurm” gekritzelt stand. Eines dieser Provisorien, die dann offenbar doch eine Ewigkeit halten mussten, denn Jakob Mehlwurm war schon vor über einem Jahr hier eingezogen und hatte offenbar noch immer kein anständiges Türschild. Lena musste sich ein Lachen verkneifen. Wie sollte man jemanden ernst nehmen, der so hieß? Nomen est omen. Wie findet man eine angesehene Arbeitsstelle, wenn man seinen Lebenslauf mit so einem Namen einreichte? Aber Jacob Mehlwurm musste einen ganz passablen Job haben, außer, er hatte sein ganzes Jahresgehalt einzig in einen niegelnagelneuen Tesla investiert und lebte sonst arm wie eine Kirchenmaus. Bei Männern war alles möglich.
Sie klingelte, zaghafter, als es ihrem rasanten Treppenhüpfen entsprach. Sie hörte energische Schritte, die die ganze männliche Wut über den fehlenden Kaffee und das verbrannte Toast wiederspiegelten. Er rieß die Tür auf. “Ja?!”. Lena hielt ihm die Dose mit Kaffeepulver hin, fast wie ein Schutzschild zwischen ihn und sich, am Liebsten hätte sie noch die Schultern eingezogen. “Hä, was soll das?” Mit etwas unhöflichen Blick starrte er sie an und Lena war einen Moment versucht, einfach wieder umzudrehen. Sollte eine emanzipierte, selbstbewusste Frau sich so einen Ton gefallen lassen? Vielleicht war Jakob Mehlwurm doch nicht so toll, wie sie immer den Eindruck hatte, wenn er ihr unten im Hausflur begegnete und sie nett und charmant anstrahlte?
“Äh, Kaffeepulver?”, murmelte Lena plötzlich eingeschüchtert. Es brauchte eine Weile, man konnte es förmlich rattern hören in Jakob Mehlwurms Kopf. Dann ging plötzlich ein breites Grinsen über sein Gesicht, begleitet von einem taxierenden Blick auf Lena, einmal hoch und runter und wieder zurück. Sie fühlte sich unwohl. Sie war gerade erst aus dem Bett gekommen, hatte eine dünne Legging und ein T-Shirt in Übergröße an, ihre Füße stecken in Stoppersocken mit Sternchenmuster. Ihre halblangen, zum Teil ergrauten Haare wuselten sich offen um ihr feines Gesicht, das bereits mit vielen kleinen Falten um Augen und Mund durchzogen war. Mit Ende Vierzig krabbelte man morgens nicht mehr wie der junge Frühling aus dem durchgeschwitzten Bett. Aber auch Jakob Mehlwurm sah um diese frühe Morgenstunde nicht aus wie der tatkräftige junge Held mit Schwert und Schild, bereit für die mutige Drachenjagd. Er musste wenigstens Anfang fünfzig sein, der fehlende Kaffee als Muntermacher stand ihm im zerknitterten Gesicht geschrieben. Lena entschuldigte damit seine schlechte Laune, sonst wäre sie wohl doch umgedreht.
“Hey, wie denn das jetzt? Wie weißt du denn, woher…? Na, egal, komm’ rein, ja, mir ist tatsächlich der Kaffee ausgegangen. Und ohne Kaffee bin ich morgens nur ein halber Mensch.” Jakob wurde wieder charmant. Ob er sie im Schlabber T-shirt und Sternchenstoppersocken trotzdem attraktiv fand, oder er so nach Kaffee gierte, dass ihm die Überbringerin desselben wurscht war, konnte Lena nicht ausmachen.
“Und ich ohne Toast. Hast du noch ein unverbranntes?”, log Lena, die morgens selten etwas aß. Erstaunt sah er sie an, fragte aber nicht weiter nach.
“Joah, noch eine ganze Packung, muss nur noch die verkohlten Krümel aus dem Toaster holen.”
“Ja, bitte, sonst stinkt meine ganze Küche danach,” lachte Lena und Jakob sah sie wieder verwundert an. Aber wer verstand schon Frauen, dachte er.

(Leseprobe Ende)

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Autorenhomepage und Blog von Jannae Nadius

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Im Blog poste ich Essays, Kommentare und persönliche Gedanken.

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Jannae

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Die vierte Kränkung der Menschheit

Avi Loeb: Außerirdisch – Intelligentes Leben jenseits unseres Planeten, DVA , 2021, 264 S.

„Wenn das Unmögliche ausgeschlossen ist, muss das, was übrig bleibt, egal wie unwahrscheinlich es ist, die Wahrheit sein.“ (Avi Loeb)

Kurz und knapp: Worum geht’s in dem Buch? Avi Loeb, Professor für Astrophysik und Vorsitzender des Fachbereichs an der Havard Universität, u.a. gerade aktuell auch Vorsitzender des Beratungskomitees des Forschungs- und Entwicklungsprojektes Breakthrough Starshot, setzt sich mit der Möglichkeit außerirdischen Lebens auseinander und dazu exemplarisch mit einer Beobachtung eines Objektes, das sich im September 2017 an der Sonne vorbei bewegte. Dieses Objekt, das über Teleskope auf Hawaii beobachtet wurde, bekam von den Astronomen den Namen „‘Oumuamua“ – auf hawaiisch ungefähr „Kundschafter“. Es entbrannten heftige Diskussionen, Unmengen an Berechnungen wurden angestellt und Ergebnisse und Argumente darüber veröffentlicht, was für ein Objekt „‘Oumuamua“ gewesen sein könnte. Die letztendlich offizielle Erklärung, trotz Ermangelung einer physikalisch wirklich eindeutig plausiblen: Es müsse sich um ein natürliches Objekt handeln, auch wenn diese Erklärungen scheinbar auf lauter naturwissenschaftliche Widersprüche stößt. Der Astrophysiker Loeb ist anderer Meinung und hält es durchaus für möglich, dass es sich um „Weltraumschrott“ einer anderen Zivilisation handeln könnte, eventuell ein übriggebliebenes Sonnensegel eines ehemaligen Flugobjekts. Er begründet das ausführlich. Er ist dafür ein Fachmann, denn in dem o.g. Forschungsprojekt geht es um die Entwicklung von Sonnensegeln für unsere eigene Raumfahrt.

Er bemängelt nicht nur die Obstination, mit der die Möglichkeit dieser These abgelehnt wird, sondern auch unsere mangelnde Bereitschaft, uns mit der Einsicht zu konfrontieren, dass wir nicht einzigartig und auch nicht allein im Universum sind.

Mir geht es hier nicht darum, meine eigene Position kundzutun, was „‘Oumuamua“ gewesen sein könnte, denn ich bin kein Astrophysiker – dafür empfehle ich jedem, das Buch selbst zu lesen, und sich eine Meinung zu bilden -, sondern um die psychologische Seite genau dieser obstinaten Ablehnung, mit der Menschen nicht nur auf die Vorstellung der Existenz außerirdischen Lebens reagieren, sondern vor allem darauf, dass diese uns streifen oder gar „besuchen“ könnten. Bei „‘Oumuamua“ geht es ja nicht mal um einen irdischen UFO-Besuch, sondern um etwas, was weit von uns weg vorbeigeflogen ist. Wieso kann diese These nicht gleichrangig neben den anderen Thesen stehen? Unbeweisbar, aber theoretisch möglich, genau wie einige andere?

Während des Lesens des Buches und seinen Ausführungen, wie sehr er auf Ablehnungen gestoßen ist, obwohl er ja wirklich kein „Spinner“, sondern vom Fach ist, fragte ich mich immer wieder: Was führt zu dieser unglaublichen Leidenschaft und Vehemenz, mit der diese Vorstellung, dass es Weltraumschrott einer anderen Zivilisation sein könnte, abgelehnt wird? Die Frage scheint mit Emotionen behaftet, die über rein wissenschaftliche Ablehnung hinausgeht.  

Und genau das beschäftigt mich: Es geht hier nicht nur um sachliche, wissenschaftliche Argumente für und wider, sondern offenbar um eine ganze Weltanschauung: Die grundsätzliche Ablehnung der Möglichkeit, dass wir mit Außerirdischen irgendwie in Berührung kommen könnten, die sich äußert durch: entweder Belächeln oder einer aufgesetzten Gleichgültigkeit der Frage gegenüber oder einer plakativen Zurückweisung: „Es muss bei den Sichtungen eine ganz ‚natürliche‘ Erklärung geben“ – und dieses ‚natürliche‘ soll wohl etwas sein, was keine Angst macht, dem eigenen Weltbild entspricht und in diesem Weltbild sind Außerirdische eben keine natürliche Erklärung.

Auch in meinem Bekanntenkreis stoße ich vorwiegend auf Menschen, die sich über die Beschäftigung mit UFOs (jetzt UAPs) und Hinweise auf extraterrestrisches Leben lustig machen und mich hier vielleicht sogar als „spirituell durchgeknallt“ abtun, weil ich der Frage einen Blogeintrag widme und solche Bücher lese. Die wenigstens unter ihnen lehnen zwar die theoretische Möglichkeit einer Existenz von „vielleicht irgendwie was Lebendiges da draußen“ rundweg ab, (das ist auch schwer angesichts der Immensität des Universums und der Möglichkeit, dass es noch andere Universen gibt), aber erstaunlich wenige können dann wiederrum glauben, dass wir damit dann tatsächlich auch mal in Berührung kommen könnten. Die Sichtungen müssen ihrer Meinung nach etwas anderes sein, vielleicht doch alles Fake (tatsächlich wurden früher die Jet-Piloten öfter für verrückt erklärt, wenn sie so etwas berichteten), aber was das sein könnte, ist ihnen eigentlich egal und es hat für sie keine Relevanz. So einfach ist das. Wirklich? Keine Relevanz? Was sagt das über uns aus?

Zwar löste am Halloween-Vorabend des Jahres 1938 das Hörspiel im Radio „Krieg der Welten“ von Orson Welles eine Massenpanik an der US-Ostküste aus, weil die Menschen nicht begriffen, dass die Invasion von Außerirdischen keine echte Nachricht war, aber ansonsten verwundert mich die Gleichgültigkeit, mit der die Medien und die breite Öffentlichkeit auf die Hunderte von unerklärlichen Sichtungen, zurzeit gerade verstärkt, reagieren. Und ich sehe jetzt schon viele meiner Blog-Leser, die an dieser Stelle denken: „Ohé, schon wieder so ein Mumpitz.“ Ich stelle fest, dass viele von den NASA- Berichten und den Sitzungen im US- Kongress von 2021 nicht einmal etwas wissen, denn es ging nicht wirklich durch die breiten Medien, schon gar nicht durch die Schlagzeilen. Und ich frage mich:

„Wieso nicht?“

Dazu darum vorab ein kleiner Exkurs:

„Wir sehen sie überall. Wir beobachten eine beträchtliche Anzahl von UFOs, deren Natur nicht klar ist“. So steht es im ersten Absatz des Berichts von drei Astronomen des Astronomischen Hauptobservatoriums der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, – ein von der NASA beauftragtes Research Team-, der am 16. September 2022 veröffentlicht wurde. Diese Objekte fliegen mit Geschwindigkeit bis zu 15 Kilometer pro Sekunde (54.000 km/h).

Spannend? Wenn es der Anfang eines Science-fiction Romans wäre, würden die Leser dran kleben bleiben, denn als Fantasiegeschichte reißt es den Menschen mit, wie man an den unzähligen Science-Fiction Filmen sieht. Das ist jetzt aber echt. Und plötzlich reißt es nicht mehr mit? Es gab jedenfalls nach der Veröffentlichung dieses Berichts keine einzige Hauptschlagzeile in den Leitmedien dazu, nicht in der Tagesschau, nicht in den Tagesthemen, nicht in der FAZ, nicht in der SZ, nicht mal im Wissenschaftsteil des Spiegel-online. Zwar berichten viele Zeitungen darüber – aber irgendwo unter ferner liefen, aber nicht als etwas, was die Hauptseite wert wäre. Man musste schon sehr gezielt danach suchen (am Ende des Blogs setze ich eine Linkliste). Meines Wissens hat bezeichnenderweise gerade die Bild das Thema nicht mal in einem Nebenartikel aufgegriffen, auch nicht online. Erstaunlich! Man hätte meinen müssen, für die Bild hätte das ein gefundenes Fressen sein müssen. Ich sehe die Schlagzeile, fett rot unterstrichen: „Greifen jetzt Marsmännchen in den Ukraine-krieg ein?“. Das wäre der Bildzeitung würdig gewesen. Wieso erwähnen sie diese Nachricht mit keiner Silbe? Das ist sehr kurios. Stattdessen befand die Bild, dass am 17.09. 22 die Schulden des namibische Botschafters A. Guibeb als Leitartikel spannender war.

Das erinnert mich an das Kapitel „The unmarked space. Was Leitmedien nicht thematisieren“, aus dem Buch von Precht und Welzer „Die vierte Macht“, 2022. Zitat: „Die Menschen leben nicht in einer Realität, sie erzeugen sie.“ Gemeint ist, dass der Mensch sich seine Realität schafft, indem er dem einen Aufmerksamkeit schenkt und etwas anderes ausblendet, nach dem Motto: Mit was ich mich nicht beschäftige, tritt nicht in meine Realität ein. Was nicht in meine Realität eintritt, existiert für mich nicht. Das ist den Philosophen schon lange bekannt. Das auf die japanische Philosophie zurückgehende Bild der drei Affen „nichts sehen, nichts hören und nichts sagen“ drückt das Gleiche aus: Ich sehe nichts, ich weiß nichts, dann passiert schon nichts. Mit dem Klimawandel und dem Artensterben verfahren viele ja genauso.

Wenn ich mich nicht mit UFOs und den unerklärlichen Beobachtungen beschäftige, existieren sie nicht und es muss mir nicht unheimlich sein.  Ich komme damit zurück zum Thema:

Jetpiloten der Navy haben immer wieder Flugobjekte beobachtet. In den Jahren 2004 und 2015 zeichneten die Bordkameras von Navy-Jets mehrere solcher Begegnungen mit unbekannten Flugobjekten auf. Darauf zu sehen: ovale, sehr schnell fliegende Objekte, die keinen sicht- oder messbaren Antrieb zu haben scheinen und Manöver fliegen konnten, die man bis heute nicht erklären kann. 2017 ging ein Video mit dem Gespräch zweier Piloten unter dem Schlagwort ““Look at that thing!“ um die Welt, (-aber nicht durch die Leitmedien). Die Objekte vollführen Flugmanöver und Richtungswechsel, die mit menschlicher aktueller Technik nicht möglich sind. 140 solcher Sichtungen kann sich das Pentagon bis heute nicht erklären und 2021 wurde die Ufo-Sichtungen auch im US-Kongress debattiert. Der „Intelligence Authorization Act“ von 2021 setze den US-Geheimdiensten, die bis dato die Nachforschungen geheim gehalten hatten, eine Frist von 180 Tagen, den Kongress über Ufos zu informieren. Ach ja, die heißen aber jetzt nicht mehr UFOs, sondern „unidentified aerial phenomena“, UAPs. Schon im Jahr 2017 hatte die US-Regierung erstmals zugegeben, dass eine Abteilung des Pentagon mindestens seit 2007 mit einem Millionenbudget Ufo-Sichtungen erforscht hatte, die meisten davon stammten von US-Kampfpiloten der Navy, weswegen die „Unidentified Aerial Phenomenon Task Force“ später an den Marine-Geheimdienst angedockt wurde.

Im Kongress ergab sich, „dass aber die Hauptsorge der USA natürlich sei, dass eine verfeindete Großmacht, China oder Russland etwa, ein technologischer Durchbruch gelungen sein könnte, der sie dazu befähigt, solche Flugobjekte entwickelt zu haben“, so Senator Marco Rubio 2021.

Das ist die Sicht der Politiker, nicht unbedingt der NASA. Auch Politiker haben offenbar ihre Schwierigkeiten mit der Akzeptanz des sehr Unwahrscheinlichen und ziehen es vor, an das Unmögliche zu glauben (siehe Eingangszitat von A.Loeb), um nicht ihr Weltbild umzukrempeln.

Was sind die möglichen Gründe für das Ablehnen vieler Menschen, einschließlich der Medien und Politiker, das Thema „Außerirdische Zivilisationen“ und UFOs ernst zu nehmen?

Das treibt mich um seit dem Buch von Avi Loeb. Dafür mag es mehrere Motive geben. Für mich habe ich drei Hauptmotive ausgemacht

1. Ein Thema, das überhaupt keine Nutzen-Risikoeinschätzung erlaubt.

(Angelehnt an den pragmatischer Wahrheitsbegriff des Philosophen William James, amerikanischer Philosoph, 1842 – 1910). Ein Motiv ist vermutlich, dass der Mensch mit diesem völlig diffusen Gefühl einer eventuellen Existenz von Außerirdischen nicht weiterkommt. Es ist etwas absolut Uneinschätzbares für ihn. Er kann weder Risiko noch Benefiz auch nur annähernd evaluieren. Er weiß nicht mal, ob es überhaupt ein Risiko oder ein Benefiz gibt. Es ist nicht mal Grauzone: es ist völlig unklar, was er davon halten soll. Keine Spekulationsmöglichkeit. Keiner weiß irgendetwas Genaues, es gibt nicht mal gängige Verschwörungstheorien dazu. Was bleibt dem Menschen angesichts so viel Unklarheit? Es einfach ignorieren! Alles wird vom menschlichen Primatengehirn danach evaluiert, was für ihn relevant ist und welche praktischen Folgen eine angenommene Wahrheit für ihn hat. Informationen werden mit alten Denkmustern abgeglichen, es wird nach Übereinstimmung, Wiedererkennung und erfahrenen Konsequenzen gesucht. Nach William James dient Wahrheit zur Orientierung. Wenn sie keine Orientierung bietet, dann benötigt er als der Trockennasenprimat, der der Mensch nun mal ist, diese Wahrheit nicht. Wahrheit ist nichts Absolutes. Was wahr ist, wird nach der Kultur und den aktuellen Lebensumständen entschieden, in der er lebt. Und UFOs sind in unserer Kultur nicht „wahr“, gehören nicht zu dem, über was man sich unterhält, was einen diskutierten Impakt haben könnte. Und Orientierung gibt es schon mal gar nicht – außer, man hofft, dass in den UFOs Wesen sitzen, die im letzten Moment den Menschen vorm Untergang retten. Aber dann kommen wir bereits in die Religion und entfernen uns von der Wissenschaft.

2. Die vierte Kränkung der Menschheit

Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Mensch die Annahme von viel intelligenteren Wesen als „vierte Kränkung der Menschheit“ ansieht. Die Idee mit den Kränkungen der Menschheit kommt von dem guten alten Sigmund Freud. Er meinte, der Mensch habe drei Kränkungen in seiner Geschichte erfahren: die erste war Kopernikus: der Mensch ist nicht Zentrum des Universums. Erster Schlag in die Magengrube des menschlichen Selbstbewusstseins.

Zweite Kränkung: Der Darwinismus. Der Mensch hat gemeinsame Vorfahren mit dem Affen, zählt sogar mit ihm zu den Primaten: den oben erwähnten Trocken- oder Haarnasenaffen. Welch‘ Schmach für eine Wesen, das sich nach dem Ebenbild Gottes erschaffen wähnte, ist es eigentlich das Ebenbild eines Affens mit besonders ausgeprägten Neocortex und raffiniert ausgeklügeltem Sprachzentrum.

Die dritte Kränkung glaubt Freud dem Menschen selbst zugefügt zu haben und zwar mit der Erkenntnis, dass der sich seit den griechischen Philosophen so rational glaubende Mensch tatsächlich eigentlich zu 95% von seinem Unterbewusstsein gesteuert wird. (Der zeitgenössische Philosoph Gerd Scobel geht von sieben Kränkungen aus, die er in seiner Youtube-Sendung „Scobel“ genau definiert. Das Video ist sehenswert, wie der gesamte Kanal von Gerd Scobel, soll aber hier mal außen vor gelassen werden.) Wie die breite Öffentlichkeit reagiert hat, die zu den Zeiten der ersten beiden Kränkungen von der Kirche angeführt wurde, ist hinlänglich bekannt.

Ist nun die Vorstellung einer intelligenteren, technisch viel weiteren Zivilisation, überhaupt die Annahme, dass wir wirklich nicht die einzige intelligente Lebensform im Universum sind, für den Menschen eine weitere, vierte Kränkung in seinem Selbstverständnis als „Krönung der Schöpfung“? Und damit für ihn unannehmbar, wie ehemals der Gedanke, dass die Erde mit dem Menschen nicht im Zentrum von allem steht? Dieser Gedanke drängte sich mir als erstes auf, als ich das Buch von Avi Loeb las.

3. Die Leitmedien orientieren sich an dem Themenkatalog der Politiker, auf dessen Agenda das Thema UFOs und außerirdisches Leben eben nicht steht

Bleibt die bereits oben aufgeworfene Frage, wieso auch die Leitmedien, vorneweg die Bildzeitung, die doch für solche Themen prädestiniert wäre (was für ein weites Feld von abenteuerlichen Spekulationen und reißerischen Überschriften), so erstaunlich zurückhaltend in ihrer Berichterstattung sind. Die Angst, eine Massenpanik wie 1938 durch Orson Welles Hörspiel auszulösen, sicher nicht.

Das neue Buch von Richard David Precht und Harald Welzer: „Die vierte Macht“ (2022) brachte mich auf die folgende Schlussfolgerung: Liegt es daran, dass sich die Politik damit nicht beschäftigt, so dass sich auch die Medien dafür nicht interessieren? Eine Theorie des Buches von Precht und Welzer ist, dass die Medien sich vor allem mit den Themen beschäftigen, die auf der Agenda und dem Repertoire der Politiker stehen. Diese These geht wiederum auf eine Studie von Michael Haller von der Otto-Brenner Stiftung 2017 zurück. Bei der Studie kam heraus, dass die Leitmedien sich in den letzten Jahren (die Studie beginnt bei der Flüchtlingskrise 2015) nicht an dem orientieren, was geschieht, sondern wie die Politiker damit umgehen. Danach würde immer kommentiert, was die Politiker gesagt und getan haben und dieses gegebenenfalls kritisiert oder gutgeheißen. Die Autoren konstatieren eine Art gemeinsamen Helikopterperspektive der Leitmedien und der Politiker auf Themen. Zitat S. 79 des Buches: „Sie (die Journalisten) interessieren sich weniger für das konkrete Geschehen als dafür, wie die politische Elite damit umzugehen versuchten“. Wenn die politische Elite also gar nicht damit umgeht, wie im Falle des (absolut seriösen) Berichts der  UFOs/UAPs über der Ukraine – findet es dann auch keine Erwähnung in den Medien? Natürlich beschäftigen sich Politiker mit dem Thema nicht- was sollte die Ampelkoalition-Regierung, eingebettet in soviel brennenden Themen, in einer vier-jährigen Legislaturperiode mit so einem Thema auch anfangen? Es hat für sie objektiv keinerlei Relevanz, da zurzeit keine politischen Entscheidungen gefragt sind, sei es nicht eine Freigabe eines Budgets für weitere Forschungen, was in Deutschland nicht ansteht. Deswegen kann es aber dennoch eine Relevanz für die Medien haben, weil es vielleicht kein politisches Interesse betrifft, aber doch dem Menschen bezüglich seiner Weltanschauung zu denken geben könnte. Eben genau da wäre eine Aufgabe der Medien als „Repräsentationslücke“ durch die Politik, von der Precht und Welzer schreiben.

*****

Ich würde mir in jedem Fall eine öffentliche Debatte zu dem Thema wünschen und mehr mediale Aufmerksamkeit – trotz des vielen fabulierenden Schwachsinns, der auch dabei herauskommen mag. Es wäre vielleicht Wasser auf den Phantasie-Mühlen der Verschwörungstheoretiker, aber es würde die Menschen etwas mehr für das interessieren, was in der Astrophysik vor sich geht. Die Menschen würden den Blick von ihrem täglichen Klein-Klein auf andere Fragen richten: nach multiplen Universen, nach der Simulationstheorien, nach der Infragestellung der Relativitätstheorie, die gerade aktuell ist. Das wird weder das Klima retten noch Frieden auf der Erde herstellen. Aber es würde den Menschen daran erinnern, wie unwichtig wir sind. Wie banal die neuesten Handys in der Tasche, wie albern SUVs in der Innenstadt und wie wenig wir die „Krone der Schöpfung“ sind. Nicht allen, aber ein paar mehr Menschen. Die, die sich für mehr als das interessieren, was auf der auf vier Jahre ausgerichteten Agenda der aktuellen Politik steht.

Und wer weiß, ob diese Sichtungen nicht doch zukünftig eine Relevanz haben. Keiner weiß das. Genauso wie die Bedeutung der Fragen nach weiteren Universen, nach den Simulationstheorien und nach der Vereinbarkeit von Quantenfeldtheorie und der Einstein’schen Gravitation. Wenn wir mehr sind als „Trockennasenprimaten“, sollten wir uns darüber Gedanken machen: viele Astrophysiker tun das und zu Recht.

In den Himmel zu sehen erdet. Und mit Himmel meine ich unser Universum und all‘ die unglaublichen physikalischen Erkenntnisse und die noch zahlreicheren Unkenntnisse, die wir Menschen angehäuft haben.

Einige Quellenangaben unter vielen von mir konsultierten:

Sehr sehenswert zu dem Thema das Interview in Sternstunde Philosophie auf dem Schweizer Sender SRF vom 26.06.2022 mit NASA-Forschungsdirektor, Thomas Zubuchen, der selbstverständlich davon ausgeht, dass wir im Universum nicht allein sind, sowie die Sendung von Robert Fleischer: UFOs – Die größte Herausforderung der Menschheit , 30 Juli 2022, der sich ebenfalls mit der Frage beschäftigt, warum das Thema UFOs wichtig ist.

Sehr erleuchtend auch das Interview der Spektrum-der-Wissenschaft mit dem Astrobiologen Dirk Schulze-Makush. Sein letztes Buch, zusammen mit William Bains geschrieben: „Das lebende Universum“, ist 2019 im Wissenschaftsverlag Springer erschienen.

Zu den UFO Sichtungen über der Ukraine im September 2022 (mein letzter Zugriff jeweils am 12.10.22)

Originalbericht des Astronomischen Observatoriums in Zusammenarbeit mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine https://arxiv.org/pdf/2208.11215.pdf vom 16.09.2022

https://www.hna.de/wissen/ukraine-ufos-ueber-kiew-krieg-luftraum-wir-sehen-sie-ueberall-uap-astronomen-zr-91802957.html, vom 21.09.2022.

https://www.merkur.de/welt/ukraine-krieg-ufo-sichtungen-kiew-astronomie-raetsel-mysterioes-himmelskoerper-usa-91798447.html

Der Stern: Hier sind viele Videos online https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/ukrainische-astronomen-melden-grosse-anzahl-von-ufos-ueber-kiew–32728834.html 17.09.2022.

https://www.stern.de/politik/ausland/us-geheimdienste-muessen-bald-praesentieren–was-sie-ueber-ufos-wissen-9561202.html 12.01.2021.

https://www.futurezone.de/science/article387207/ukraine-krieg-ufos.html Dana Neumann17.09.2022.

https://www.heute.at/s/nasa-studie-findet-unzaehlige-ufos-ueber-kiew-100228000 14.09.2022.

Wissenschaftler nehmen UFOs immer ernster – auch wegen des Kriegs in der Ukraine, von Michael Förtsch auf 1E9 vom 7.11.2022, zählt nicht nur die Objekte auf, die man nicht erklären kann, sondern erklärt auf der anderen Seite auch ausführlich, was die Objekte dann tatsächlich waren, die man erklären konnte – was auch spannend ist.

Das Buch von Precht und Welzer „Die Vierte Macht“, 2022, ist wirklich lesenswert.

Ich habe zu dem Thema auch eine Shortstory geschrieben, die ich -> hier als Leseprobe veröffentlicht habe.

Das Brüllen des Löwens nach bedingungsloser Liebe

Bedingungslose Liebe des Partners als Ersatz für Gottesliebe?

Gefunden auf Instagramm am 18.10.2022

Grundsätzlich fand ich es bereits sehr erstaunlich, dass die Forderung nach der „höchsten Form der Liebe“ in das aufgerissene Maul eines offenbar männlichen Löwens geschrieben steht, der weder symbolisch für eine besondere Liebesfähigkeit steht noch für große Familienkompetenz: Bekanntlich jagen die Löwinnen, jedoch nimmt sich der bis dahin faul herumliegende Löwe als erster von der – mit eher weniger Liebe – gerissenen Beute. Was die Autorin des Memes damit bezwecken wollte, entzieht sich aller meiner Interpretationskunst, außer, ich bemühe die Freud’sche Fehlleistung, strapaziere sie über und ergehe mich in der Vermutung, dass in der Schreiberin eine versteckte Sehnsucht nach absoluter Hingabe zu einem egomanischen Macho-Typen schlummert und für sie das bedingungslos lieben bedeutet. Ich gehe davon aus, dass das zumindest nicht die beabsichtigte Botschaft sein sollte, sondern sich einreiht in eine Unmenge an im Wortlaut ähnlicher anderer „Weisheitsaussagen“, z.B.:

  • Wenn man Liebe nicht bedingungslos geben und nehmen kann, ist es keine Liebe, sondern ein Handeln in dem ständigen Plus und Minus gegeneinander abgewogen werden (Emma Goldmann)
  • Bedingungslose Liebe: Es geht darum, deinen Partner so zu akzeptieren, wie er ist, ohne zu versuchen, ihn zu ändern. (www.starke-gedanken.de)
  • Einen Menschen mit seinen Stärken und Schwächen zu akzeptieren und ihn bedingungslos zu lieben, ist es, was eine Liebe so echt und so stark macht. – Esragül Schönast (www.weisewortwahl.de)

Die Sehnsucht hinter solchen Posts ist immer dieselbe: bedingungslos geliebt werden zu wollen und selbst jemanden bedingungslos zu lieben. Kein Abwägen von Plus und Minus, von negativen und positiven Seiten, keine Vorwürfe, keine Kritik, kein Aneinander-Rummäkeln, ein „ich liebe dich genauso wie du bist und egal, was du tust“, keine Bedingungen stellen.  

Dieser Anspruch ist der absolute Hype in der spirituellen Szene und setzt eine Partnerschaft dermaßen unter Erwartungsdruck, dass sie jede Beziehung früher oder später zum Zerplatzen bringt. Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es diesen Anspruch nicht: Eine Ehe hatte pragmatische Gründe und selbst in den 50er Jahren teilte man nicht alle Aufgaben mit seinem Partner, sondern jeder hatte seine klar definierte Rolle zu erfüllen.

Dennoch ist diese Sehnsucht natürlich viel älter und keine Erfindung der Moderne. In der buddhistischen Lehre findet man sie in dem „geistigen Zustand der erleuchteten Liebe zur Welt“, die nur sehr wenige erlangen, die eigentlich schon reif für das Nirvana sind – und eben nicht jeder Hans und Franz. Das Christentum postuliert eine „bedingungslose Liebe durch Gott“ (auch wenn die sich mir bei den ganzen Bedingungen, die daran geknüpft sind, vorneweg die 10 Gebote, nicht ganz erschließt).

 In einer Podcast-Folge „Lanz&Precht“ aus dem September `22 stellte der Philosoph Richard David Precht die These auf, dass heute anstelle des christlichen Glaubens mit seiner bedingungslosen Liebe Gottes bzw. Jesus‘ die Suche nach dem einen Seelenpartner getreten ist. Der Partner soll einen nun bedingungslos lieben, quasi kompensatorisch für die Gottesliebe, die (zumindest das Neue Testament) verspricht. Das ist ein hehrer Anspruch an einen Menschen. Und häufig sind die, die sich am meisten danach sehnen die, die es selbst am wenigstens praktizieren können. Und so erwartet man, einen Seelenpartner zu finden, der einem das doch bitte beibringen möge:

  • Unser Seelenpartner lehrt uns die Lektionen in Vergebung und bedingungsloser Liebe, die wir lernen müssen.

Die Aussage ist nicht ganz eindeutig: entweder soll ich mich, egal, wie Scheiße sich der andere verhält, darin üben, ihn dennoch „bedingungslos“ zu lieben (also auch nicht die Bedingung nach einer respektvollen Behandlung stellen) und ihm alles vergeben – wohin das vermutlich führt, kann jeder sich selbst ausmalen -, oder aber der Anspruch geht dann noch ein Stückchen weiter, was ich bei der Autorin dieses Memes als Botschaft vermute: Der Partner soll nicht nur seelenverwandt sein und darf auch keine Bedingungen an mich stellen, sondern er muss mir außerdem in Weisheit, Lebensklugheit und Sozialkompetenz noch weit voraus sein, so dass ich durch ihn das bedingungslose Lieben erlernen kann. Er soll also etwas können, was ich, diesem Anspruch gemäß, offenbar nicht in der Lage bin: mich selbst wertschätzen wie ich bin und nicht angewiesen zu sein auf jemanden, der das mehr tut als ich selbst. Aber wenn er mir seelenverwandt wäre: wäre er dann nicht mindestens genauso unvollkommen wie ich selbst?

Es gibt da übrigens ein interessantes Modell von Thomas Gordon, einem amerikanischen Psychologen (* 11. März 1918; † 26. August 2002): Das Beziehungskonto. Das steht diametral dem Anspruch nach Bedingungslosigkeit gegenüber und erklärt meiner Meinung nach das Scheitern von Beziehungen überzeugender als die Unfähigkeit zu bedingungsloser Liebe des ach doch so fehlerhaften Partners.

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint (Essay)

Ein grundsätzlich fehlerhaftes System wird nicht über das Drehen an kleinen Stellschrauben weniger fehlerhaft.

(Ein Essay) Wieso wird in Deutschland aus so vielen Gesetzen, die aussehen wie eine Reform und eine Verbesserung, so oft ein de facto-Rückschritt?
In Deutschland ist nun ab 2022 endlich das Kükenschreddern verboten. Endlich! Die Tiere werden nicht mehr bei lebendigem Leib in einen Fleischwolf geworfen.
Und nun? Wie so oft hat keiner das Ganze zu Ende gedacht, als Letzter der Gesetzgeber. Jetzt sitzen die männlichen Hühner, die das Kükenalter dank Gesetz überlebt haben, drei Monate auf 0,056 m2, während ihre Schwestern wenigstens 0,075 zur Verfügung haben. Oft sind sie als Küken durch halb Europa gekarrt worden, um in Polen, den Niederlanden, Österreich oder Ungarn aufgezogen zu werden, weil es in Deutschland nicht genug Ställe gibt. Das vorm Schredder gerettet Küken wird zum Klimakiller. Außerdem bekommt es u.U. Soja aus Lateinamerika gefüttert. Wahlweise Tiermehl – ja, das Zeug, was im Zuge der BSE Krise 2001 verboten wurde, darf jetzt wieder eingesetzt werden, in der Schweinemast und der Geflügelzucht. Nein, wir lernen nicht. Aber das wissen wir ja spätestens seit der Coronakrise.
Zurück zum Hühnchen: Am Ende des kurzen Lebens wird es dann zu Frikasse oder Geflügelwürstchen, denn für was anderes ist das “minderwertige Fleisch” nicht zu gebrauchen, nicht als Brathähnchen, nicht als Filetstücke.
Zwischenfazit: was bringt es dem männlichen Küken, das es nicht mehr direkt nach dem Schlüpfen bei lebendigen Leibe geschreddert werden darf? Ein qualvolles Leben von 3 Monaten, auf engstem Raum, mit langen Transportwegen, schlechtem Futter und nur unwesentlich besseren Schlachtbedingungen als dem Fleischwolf.

Irgendwie geht das in der Logik in Richtung der Blühstreifen: erst deckt der Landwirt mit Hilfe von EU-Öko-Förderung den Insekten auf schönen Blühstreifen am Feldrand einen reichhaltigen Tisch, und wenn dann 30°C Grad herrschen und es ordentlich trocken ist, mäht er alles ab, sobald die gesetzliche Frist es ihm erlaubt – das ist spätestens in den Sommermonaten. Nichts überlebt, weder dort angesiedelte Arthropoden und ihre eventuell abgelegten Eigelege, noch eine Futterpflanze für die Tiere aus der Umgebung, seien es Insekten, Vögel oder Nager. Reptilien gibt es in unserem Grünland ja schon lange nicht mehr. Die wurden schon mit Einführung der Hand-Mähgerätes in den 20er Jahren nach und nach ausgerottet.

Und wenn man sich mal eingehender damit beschäftigen würde, fände man sicher noch eine Menge anderer solcher perverser Beispiele von Gesetzesreformen, die den erstrebten Zweck komplett ad absurdum führen. Das wirft die alte Frage von Max Weber nach dem Unterschied von Gesinnungs- und Verantwortungsethik auf, wenn gut gemeinte Gesetze es am Ende noch schlimmer machen, weil nicht zu Ende gedacht wurde. Welcher Ethik sollte ein Gesetz gerecht werden?

Vermutlich könnte man daraus ein Buch machen…

Übrigens, nebenbei bei meiner Recherche habe ich mit Erstaunen gelesen, dass Eier oft in Veggie-Produkten zum Einsatz kommen: Vegetarismus fördert bei Unachtsamkeit des  Konsumenten perverserweise also die Qual von Legehennen und indirekt ihrer Brüder. Und wenn das Ei im Veggie-Burger aus dem Ausland kam, dann wurden dafür auch Hähnchen geschreddert.
Ein Vegetarier, der es mit seinen Werten ernst meint, sieht also beim Kauf seiner Veggie-Produkte akribisch auf die Zutatenliste. Sonst wird auch jeder Verzicht auf Fleisch zum Wohle der Tiere ad absurdum geführt. Ei – in Veggieprodukten oft als Eipulver versteckt – sollte ein Vegetarier nur essen, wenn er weiß, wo es herkommt und unter welchen Bedingungen die Henne und seine Brüder gehalten wurden, sonst macht Vegetarismus aus moralischen Gründen wenig Sinn. Dann verhält er sich nicht besser als der deutsche Gesetzgeber mit seinen im Ergebnis absurden Gesetzen.

Vielleicht liegt es in der Natur der Sache: Wenn das ganze System krankt, macht man es mit kleinen Aktionen nicht unbedingt besser. Wenn wir eine Massentierhaltung haben, die nur ökonomischen Gesichtspunkten gehorcht, erreicht man mit dem Verbot von Kükenschreddern nichts. Wenn die konventionelle Landwirtschaft durch absurde GAP-Subventionen fern von ökologischen Notwendigkeiten agiert, dann retten auch keine  EU-finanzierten Blühstreifen.

Fazit: Ein marodes System wird nicht über kleine Stellschrauben weniger marode.

Inspiriert zum Thema und mich von da ausgehend weiter zum Recherchieren bewogen hat mich folgender Artikel:

rbb24: Mo 20.06.22 | 05:45 Uhr | Von Ute Barthel und Susett Kleine

Eier ohne Kükentöten: Ein wirklicher Fortschritt im Tierschutz?

-> Zur Nabu-Kritik der „hochkomplizierten, bürokratischen und ineffizienten Fördersystem der „Gemeinsamen Agrarpolitik der EU“ – kurz GAP“

(Foto: Pixabay)

 

 

Was ich fühle und denke, muss über das Schreiben aus mir raus (persönlich)

(Etwas Persönliches) Wieso schreibe ich das hier alles gerade? Für wen und warum?
Dass ich schreibe, ist normal. Seit ich schreiben gelernt habe, schreibe ich und schon immer war es mir ein Bedürfnis, meine Gedanken und Empfindungen zu verschriftlichen. Ich begann mein erstes Tagebuch (das ich leider verloren habe, aber an dessen Umschlag ich mich noch genau erinnere), mit Anfang neun. Das folgende besitze ich aber noch, da war ich auch noch neun. Also muss ich in weniger als einem Jahr das erste Tagebuch vollgeschrieben habe und meiner Erinnerung nach war das ganz schön dick gewesen. Klein, DnA6 Größe, aber mit vielen Seiten. Allerdings habe ich damals auch sehr groß geschrieben, wie das wohl die meisten Grundschulkinder tun.

Seitdem schreibe ich Tagebuch. Schon damals habe ich dort nicht einfach reingeschrieben, was passiert ist, sondern von Anfang an auch, was ich davon halte, was mir widerfahren ist und was meine Beobachtungen mit mir machen. Ich habe inzwischen mehrere Kartons voll. Einige Tagebücher sind verloren gegangen – vor allem die, die ich dann mal eine kurze Zeit digital geführt habe, denn die sind inzwischen nicht nur in einem Dateiformat, sondern vor allem auf einem Speichermedium, das heute nicht mehr lesbar ist. Ich kenne noch die weiche schwarze Floppie-Disk. Meine Mutter hatte damals den ersten Commodore64, an den ich mich aber kaum rangewagt habe. Aber die meiste Zeit meines Lebens habe ich Tagebücher mit der Hand geschrieben – deswegen die vielen Kartons voll. Aber deswegen kann ich sie heute auch noch lesen. Und irgendwann mal verbrennen, denn die sollen niemals von jemand anderem gelesen werden, auch nicht von meinen Kinder. Sie sind auch instruiert, die mit handschriftlichen Tagebüchern gefüllten Kartons so wie sie sind zum Schreddern zu bringen, wenn ich es zu Lebzeiten nicht mehr rechtzeitig schaffe, weil mein Ende sich nicht angekündigt hat, zum Beispiel mit einer Krebsdiagnose oder der Notwendigkeit eine Nierendialyse, sondern ich einfach mit einem Unfall oder einem Herzinfarkt aus dem Leben trete.


Es macht einen Riesenunterschied, ob man mit der Hand oder einer Tastatur schreibt. Der Gedankenfluß ist anders. Ich würde nie einen Roman oder eine Kurzgeschichte mit der Hand schreiben und seit 20 Jahren schreibe ich wieder Tagebuch mit der Hand. Damit bin ich beim eigentlichen Thema: warum mache ich das hier? Und für wen? Die letztere Frage kann ich tatsächlich noch nicht beantworten. Ich versuche mich also erstmal mit dem “Warum”.


Ich habe mehrere Romane in den letzten drei Jahrzehnten begonnen und eine unübersehbare Anzahl an Fragmenten angesammelt. Viele Kurzgeschichten verfasst. Unmengen an Plotideen überall notiert. Ich schreibe für mein Leben gern. Als ich Ende Zwanzig war, gab es einen Moment, da wollte ich alles andere hinschmeißen – ich hatte gerade mein Jurastudium abgeschlossen und suchte verzweifelt und erfolglos nach Arbeit – und es doch zu probieren: Schriftstellerin zu werden. Ich schickte das Manuskript meines fertig gewordenen Romans an drei Verlage. Einfach so, auf gut Glück. Das war 1998. Ihr findet ihr jetzt als eBook auf amazon und weltbild.de, wo ich ihn dann vor einigen Jahren hochgeladen habe. Heute hätte es der Umschlag nicht mal mehr bis auf irgendeinen Schreibtisch eines Verlages geschafft, da man keine Manuskripte mehr verschickt, sondern Exposé erstellt, in der es nicht mehr als eine Inhaltsangabe, die Kernidee und ein Probekapitel gibt. Ich bekam von zwei Verlagen damals Antwort. Der eine schrieb nur: “Passt nicht in Verlagsprogramm.” Und der andere machte sich immerhin die Mühe und gab eine Meinung ab: “Würde sich besser als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift machen.” Immerhin.

Dann bekam ich endlich einen Job. Ich zog nach Paris – und bekam mein erstes Kind mit 32. Damit war meine Schriftstellerkarriere eigentlich bereits beendet, denn ich hörte ab dem Zeitpunkt nie auf, viel zu arbeiten, um dann auch das zweite Kind ernähren zu können. Es stellte sich heraus, dass der Kindesvater leider nicht in der Lage war, finanziell und auch sonst sich substanziell an der Aufzucht unserer Kinder zu beteiligen. Ich verließ ihn und dann war zusätzlich auch noch alleinerziehend. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich arbeite, um Geld zu verdienen und erziehe zwei Kinder allein.
Immer wieder habe ich versucht, unter den Bedingungen einen Roman komplett zu Ende zu schreiben. Das war schon schon schwierig genug, aber vor allem wurde mir klar, dass einen Verlag für seinen Roman zu finden mehr Zeit und Geld braucht, als den Roman überhaupt zu schreiben.


Jede Plotidee hat seine Zeit. Man schreibt mit 30 anders als mit 50. Romanfragmente von vor 20 Jahren werde ich jetzt nie wieder zu Ende schreiben. Tatsächlich nicht mal die von vor 10 Jahren.
Ich las von einem Krimi-Autor, der tagsüber einem geregelter Arbeit nachging, aber morgens um 4h aufstand und schrieb, bis sein eigentlicher Job losging, irgendeine anspruchslosen Beamtentätigkeit. So produzierte er Krimis am Band.
Ich versuchte das Gleiche in meiner Verzweiflung. Ich stehe seit über drei Jahren morgens um 5h auf, eine zeitlang auch früher, meine innere Uhr ist längst darauf geeicht – und quält sich dann jedesmal bei der Zeitumstellung im März!


Ich schreibe jeden Morgen. Wenigstens Tagebuch oder private E-mails. Mehr schaffe ich meist nicht. Manchmal eine Kurzgeschichte. Einen Roman muss man dagegen durchschreiben, im Flow, man beginnt morgens bis zum Abend, tagelang. Man liest vielleicht zwischendurch, geht spazieren, wie Thomas Mann das immer gemacht hat: erst vormittags viele Stunden schreiben, dann zwei Stunden spazierengehen – aber als Teil des Schreibprozesses. Ich mache dasselbe, wenn ich Ulraub habe. Spazierengehen und meinen Geist weiter mit meinem Roman beschäftigen lassen, das ist das A und O. Selten, sehr selten, komme ich den Genuß solcher Tage.

Letztes Jahr habe ich mir Urlaub genommen und ein paar Tage ein AirBnB in Müritz gemietet. Meine beiden recht großen Kinder allein gelassen. Drei Tage habe ich es genossen, dann wurde meine Tochter krank, ich musste frühzeitig meinen Urlaub abbrechen. Dieses Jahr wollte ich wieder meinen Urlaub nur zum Schreiben nutzen wollte. Dann stürzte just in dieser Zeit meine Mutter schwer und wurde zum Pflegefall. Wenn man die Kinder halbwegs durch hat, kommen die Eltern.

Viele in meinem Freundes- und Familienkreis sagen, dass meine Gechichten manchmal sehr wiederspiegeln, was mich beschäftigt, und das ist u.U. auch als Kritik gemeint, in dem Sinne, dass ich mich nicht genug von mir selbst lösen. Sie hat sicher Recht. Aber wenn man morgens um fünf aufwacht, sofort autoamisch die to-do Liste des Tags im Gehirn losrattert, man nur alles zu Seite schiebt, sich einen Kaffee holt und auch die Uhr guckt und weiß: jetzt genau 2 1/2h bis die Tochter aufsteht, eine Viertel Stunde später der Sohn, dann beginnt der eigene Job – dann taucht man nicht schreibend in eine Geschichte ein, wo man sich von sich selbst und seinem Leben loslöst. Aber das ist auch ein Einwiclungsprozess im Schreiben. Mit jedem Jahrzehnt, das ich älter werde, entferne ich mich vom autobiographischen Schreiben. Mit fünfzig habe ich einen Sprung absolviert und mich ganz davon gelöst. Nichtsdestotrotz sind alle meine Erzählungen stark von meinen momentanten Gefühlen und Gedanken gefärbt. Ich gehöre zu den Autoren, die, wie Maria Zuhorst von sich selbst sagt, die nicht schreiben können, was sie sollen, sondern nur das, was sie fühlen.

Seit ich mich zunehmend für Gesellschaftspolitik interessiere, auch mit wachsender Sorge, verändern sich die Themenbereiche meiner Erzählungen. Ich fühle mich mehr gedrängt, die philosophische und psychologische Seite unserer Gesellschaft und unseres Alltagslebens darszustellen als ihre humoristische.

Was bedeuten die aktuellen Entwicklungen für die Menschheit, für unseren Planeten? Für unseren Alltag? Für unsere Kinder? Und mich drängt es, darüber zu schreiben. Immens drängt es mich. Und das dann auch in meinen Kurzgeschichten zu verwursten. Lebhafte Kurzgeschichten, die aber auch was vermitteln. Die ein Phänomen unserer Gesellschaft vermitteln. Ich kann es kaum noch aus meinen Geschichten lassen, zumindest nicht zur Zeit. Zu sehr beunruhigt mich auch, was auf der Welt passiert.

Mir kommen dann lauter spinnrige Ideen, selbst einen Podcast zu machen, einen Youtube Kanal mit Interviews, die ich mit jungen Leuten führe, eine Blogseite, auf Insta was zu initiieren.

Hier ist also zumindest schon mal der Blog, der Band mit Kurzgeschichten wächst auch, ich stehe morgens konsequent um 4.30h auf – und 2023 werde ich ihn hier vorstellen können :-).

(Foto: Jannae Nadius)

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